Lieder & Extras

6. Komm, Herr, segne uns

Evangelisches Gesangbuch: Nr. 170, Text und Melodie: Dieter Trautwein 1978,
©1978 Strube-Verlag, München, Solistin: Clara Schläper

DIETER TRAUTWEIN

Dies ist der einzige zeitgenössische Verfasser von Kirchenliedern, dem Ihr auf unser CD begegnen werdet: Dieter Trautwein lebte von 1928 bis 2002, und wenn Ihr oder Eure Familie aus Frankfurt stammt, haben Eure Eltern oder Großeltern ihn vielleicht sogar persönlich gekannt. Denn Trautwein war auch Stadtjugendpfarrer von Frankfurt, er hat sich also sehr dafür eingesetzt, jüngere Menschen mit der Kirche vertraut zu machen, mit ihren Traditionen, ihrem Auftrag und ihrer Gemeinschaft. Deshalb war es ihm so wichtig, eine zeitgemäße Liturgie zu entwickeln, damit auch Jüngere mit dem Gottesdienst etwas anfangen können.

Annäherung, über Grenzen des Nichtverstehens hinweg – darum hat sich Dieter Trautwein immer bemüht, was vielleicht auch an seinen eigenen Lebenserfahrungen lag. Denn als Kind hat er den Zweiten Weltkrieg und die Diktatur der Nationalsozialisten miterleben müssen.

Dieter Trautwein war einer der Ersten, der nach dem Krieg versucht hat, Kontakt zu Israel, dem 1948 in Palästina neu gegründeten jüdischen Staat, aufzunehmen. Er war auch persönlich eng befreundet mit Oskar Schindler, den Ihr vielleicht aus dem Film „Schindlers Liste“ von Steven Spielberg kennt. Schindler hat 1200 jüdische Menschen vor der Ermordung durch die Nationalsozialisten gerettet. Zusammen mit seiner Frau Ursula hat Dieter Trautwein außerdem die Rassentrennung in Südafrika bekämpft, er war also ein politisch sehr aktiver Vertreter der Kirche.

Von 1970 bis 1988 hatte Trautwein das Amt eines Propstes in Frankfurt inne, das ist eine ziemlich hohe Position mit viel Verantwortung innerhalb der Kirchenleitung, man kann sie wohl am ehesten mit der eines Bischofs vergleichen. Aber trotz seiner vielen Aufgaben fand der „Singende Propst“, wie er genannt wurde, immer noch Zeit für sein liebstes Hobby, die Musik. Unzählige Kirchenlieder hat er komponiert und getextet, ganz viele Lieder hat er auch überarbeitet und modernisiert, man spricht von insgesamt 220 Liedern, die man ihm zuordnen kann. Sieben davon finden sich bis heute im Evangelischen Gesangsbuch, und das Bekannteste davon: „Komm, Herr, segne uns“ könnt Ihr Euch auf unserer CD anhören.

DIE GESCHICHTE ZUM LIED

Freunde bleiben // Gunhild Streit

Heute geht es Leon nicht gut. Aber keiner versteht, was mit ihm los ist: Beim Frühstück schmeckt ihm nichts, nicht mal das Brötchen mit der leckeren Erdbeermarmelade. Im Kindergarten sitzt er in der hintersten Ecke und redet mit niemand. Auch am Nachmittag will er nicht auf die Straße gehen, um mit den anderen Kindern zu spielen. Und als der Papa abends heimkommt, mag er sich nicht, wie sonst, eine Geschichte vorlesen lassen. Was ist los? Die Erzieherin ist ratlos. Die Mama weiß nicht, was sie machen soll und der Papa schaut die Mama fragend an.

Am Abend bringt die Mama Leon ins Bett. Liebevoll deckt sie ihn zu und gibt ihm einen Kuss auf die Stirn. Da fängt Leon plötzlich zu weinen an. „Wenn der Lukas mit seinen Eltern jetzt in eine andere Stadt zieht, dann habe ich ja gar keinen Freund mehr“, schluchzt er. Die Mama nimmt Leon liebevoll in den Arm. „Ist Lukas‘ Umzug das, was dich den ganzen Tag beschäftigt hat?“, fragt sie. Leon nickt. Da streichelt die Mama über Leons Kopf. „Ihr könnt doch auch Freunde bleiben, wenn ihr euch nicht mehr täglich seht. Ihr könnt miteinander telefonieren, euch etwas schicken oder mal besuchen. Dann denkt ihr aneinander und bleibt auf jeden Fall Freunde“, sagt sie. „Wirklich?“, hakt Leon noch einmal nach. „Aber klar“, versichert die Mama und drückt Leon an sich. dann singt sie ihm ein Gute-Nacht-Lied. Leon nimmt sein Stofftier, dreht sich um, schließt die Augen und schläft ruhig ein.

Gestaltungsidee
Gesten zum Erlernen und Merken der ersten Strophe

• Komm, Herr
mit einer Hand herbeiwinken
• segne uns,
Hände empfangend vor sich halten
• dass wir uns nicht trennen,
einander an den Händen fassen
• sondern überall
mit beiden Händen einen Horizont zeichnen
• uns zu dir bekennen.
Hände nach oben strecken und nach oben schauen
• Nie sind wir allein.
einander an den Händen fassen
• Stets sind wir die deinen,
nach oben schauen
• Lachen oder Weinen
mit den Zeigefingern Mundwinkel nach oben und laufende Tränen zeichnen
• wird gesegnet sein.
Hände empfangend vor sich halten